Was ist ADHS und warum wird zunehmend darüber gesprochen?
ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die drei Hauptbereiche umfasst: Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Jüngste Forschungsergebnisse weisen jedoch auf einen anderen, oft übersehenen, aber entscheidenden Aspekt hin: die emotionale Dysregulation, d. h. die Schwierigkeit, intensive oder unvorhersehbare Emotionen zu bewältigen [1][4].
Emotionale Dysregulation bei ADHS: ein wichtiger Aspekt
Wie verbreitet ist sie?
Etwa 25-45 % der Kinder mit ADHS zeigen Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation. Dieser Prozentsatz nimmt mit dem Alter tendenziell zu [1][4]. Emotionale Dysregulation ist kein seltenes oder marginales Symptom, sondern eine Komponente, die mit größeren Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Beziehungen der Kinder verbunden ist [3][5].
Emotionale Dysregulation: Wie äußert sie sich?
Neurobiologische Studien deuten darauf hin, dass die emotionale Dysregulation bei ADHS Schaltkreise wie das Striatum, die Amygdala und den präfrontalen Kortex betrifft, die durch die Aufmerksamkeitsregulation vermittelt werden [6][10];
Psychodiagnostische Modelle betrachten es als ein verwandtes, aber von den drei klassischen ADHS-Symptomen verschiedenes Merkmal, das auf mögliche dysphorische Subtypen hindeutet [4][10].
ADHS und emotionale Dysregulation bereits bei Kindern (3-6 Jahre)
Was die Studien sagen:
– Eine Längsschnittstudie (Development and Psychopathology, Cambridge, 2024) hat gezeigt, dass eine starke emotionale Dysregulation im Alter von 3 bis 7 Jahren mit einem schlechteren Verlauf von ADHS verbunden ist, wobei die Symptome auch im Alter von 7 Jahren noch bestehen [2][3].
– Eine andere Studie mit mehr als 19 000 Kindern (Millennium Cohort Study) bestätigte, dass Kinder mit starken emotionalen Reaktionen und Schwierigkeiten, sich zu beruhigen, später mehr ADHS-Symptome und Verhaltensprobleme im Schulalter zeigen [3].
Neurophysiologie bereits im Klassenzimmer
– Jüngste Forschungsarbeiten haben mit der Überwachung durch Biomarker (physiologische Sensoren) während des Schultages experimentiert und gezeigt, dass es möglich ist, Profile emotionaler Dysregulation bei Vorschulkindern zu identifizieren [1].
Klinische Auswirkungen: Warum es wichtig ist, frühzeitig einzugreifen
- Frühes Screening: Eine Beurteilung der emotionalen Regulation bereits im Alter von 3 bis 6 Jahren kann eine frühere und spezifischere Diagnose ermöglichen [2][3][9];
- Maßgeschneiderte Interventionen: Strategien zur Bewältigung von Emotionen umfassen (z. B. CBT (kognitive Verhaltenstherapie), psychoedukatives Training, Achtsamkeit) zusätzlich zu den Standardbehandlungen für ADHS [5][9];
- Neubewertung der diagnostischen Kriterien: Obwohl emotionale Dysregulation nicht in den DSM-5-Kriterien enthalten ist, wird sie von vielen Experten als zentrales Merkmal angesehen, was auf mögliche künftige Überarbeitungen hindeutet [4][6].
Schwerpunkt 3-6 Jahre: Symptome, auf die man bei Kindern achten sollte
- Starke emotionale Reaktionen (übertriebene Wutanfälle, Schwierigkeiten, sich nach Frustrationen zu beruhigen);
- Hartnäckigkeit und Langsamkeit: Kinder, die Schwierigkeiten haben, ihre Begeisterung oder ihren Ärger in geregelten Kontexten (Kindergarten, strukturiertes Spiel) zu regulieren;
- Erhöhte körperliche Reaktionen: Viele haben Schwierigkeiten, Stress und grundlegende Emotionen selbst zu bewältigen.
Diese Anzeichen können, wenn sie bereits in dieser Altersgruppe häufig und intensiv auftreten, einen Verlauf der ADHS mit einer starken emotionalen Komponente vorwegnehmen [2][3][11].
Schlussfolgerung
Emotionale Dysregulation ist eine Schlüsseldimension von ADHS, kein triviales Nebensymptom.
Es gibt Hinweise darauf, dass diese Dimension bereits in der Altersgruppe der 3-6-Jährigen nachweisbar ist und einen komplexeren Verlauf voraussagt.
Es ist von entscheidender Bedeutung, Diagnoseinstrumente und Maßnahmen zu integrieren, die dieser Dimension Rechnung tragen, um eine umfassendere und frühere Aufnahme zu ermöglichen [1][4][5].
Bibliographie
- Ecological Momentary Assessment of emotional dysregulation and ADHD in preschoolers
Ripudaman Singh, Janav Panchal, Sami Ali, Beth Krone, Isaac J. Wert, Mark Owens, Mark Stein, Maulik V. Shah (2025). Ecological Momentary Assessment of emotional dysregulation and … PMCvor 3 Monaten veröffentlicht Es gibt Evidenz, dass etwa 25–45 % der Vorschulkinder mit ADHD eine emotionale Dysregulation aufweisen; der Einsatz physiologischer Sensoren ermöglicht deren Echtzeitmessung. - Early emotion regulation developmental trajectories and ADHD, internalizing and conduct problems symptoms in childhood
(Development and Psychopathology) (2024). Langzeitstudie über Kinder im Alter von 3–7 Jahren: Hohe Anfangswerte oder eine Verlangsamung der Entwicklung der emotionalen Regulation sind mit einer frühen ADHD im Alter von 7 Jahren verbunden. - Emotional Struggles and Tantrums in Preschoolers Linked to ADHD
Neuroscience News (2024). Analisi su 19.000 bambini del Millennium Cohort Study: Verzögerte emotionale Regulation zwischen 3 und 7 Jahren sagt ADHD-Symptome sowie internalisierte und Verhaltenssymptome im Alter von 7 Jahren voraus - Practitioner Review: Emotional dysregulation in attention‑deficit/hyperactivity disorder – implications for clinical recognition and intervention
Faraone, S.V. et al. (2019). Journal of Child Psychology and Psychiatry. Übersicht über die klinische und therapeutische Bedeutung der emotionalen Dysregulation bei ADHD - Efficacy of psychosocial interventions for children with ADHD and emotion dysregulation: a systematic review
Vacher, C., et al. (2020). Psychiatry Research. Überprüfung der Wirksamkeit psychosozialer Interventionen (DBT, Achtsamkeit, Elterntraining, Pharmakologie) bei ADHD mit emotionaler Dysregulation - Emotion Dysregulation in Attention Deficit Hyperactivity Disorder
Focus (APA psychiatry). Neuropsychologische und neurophysiologische Modelle verbinden die emotionale Dysregulation mit Defiziten in der Ausrichtung und Aufmerksamkeit gegenüber emotionalen Reizen. - A Narrative Review to Identify Promising Approaches for Digital
JMIR Mental Health (2025). Narrative Übersicht, die Modelle der emotionalen Dysregulation und Interventionsansätze für digitale Lösungen umfasst. - Treatment of affective dysregulation in ADHD with guanfacine: study protocol
(2025). Frontiers in Child and Adolescent Psychiatry. Multizentrisches Protokoll zur Bewertung von Guanfacin auf die emotionalen Aspekte (affektive Dysregulation) bei Kindern mit ADHD. - Emotionsregulation und -dysregulation bei neurologischen Entwicklungsstörungen
Erickson Konferenz (2024). Präsentation klinischer Programme (Coping Power, FAST, DBT-C und ACT), die auf die emotionale Regulation im Vorschul- und Schulalter abzielen. - Russell Barkley – ADHD handbook e teoria
Barkley, R. A. (2015). Attention Deficit Hyperactivity Disorder: A Handbook for Diagnosis and Treatment (4a ed.). Guilford Press. Guilford Press.Gesicherte Referenzen unterstützen die Einordnung der Dysregulation als bedeutenden Korrelat. - Theodore Beauchaine – Studien zu emotionalen Aspekten entwickelt
Beauchaine, T. P. (2015). Future directions in emotion dysregulation and youth psychopathology. Journal of Clinical Child and Adolescent Psychology, 44, 875–896. Theoretische Grundlage der Verläufe der emotionalen Dysregulation im Kindes- und Jugendalter.